Laut der gestern veröffentlichten KIM-Studie 2010 nutzen insgesamt 57 % der Kinder zwischen 6 und 13 Jahren das Internet und hier vor allem die sozialen Netzwerke; sie stellen dabei vermehrt persönliche Daten, wie Fotos und Videos - auch von der Familie - ein.
Die Netzbetreiber geben zwar ein bestimmtes Mindestalter vor - 12 Jahre bei schülerVZ und 13 Jahre bei facebook -, eine Alterskontrolle findet aber nicht statt. Darauf weist der Landesbeauftragte für den Datenschutz, Edgar Wagner, hin. So schließen bereits 6-Jährige Verträge mit den Netzbetreibern ab, in denen sie ihre persönlichen Daten verkaufen. Diese Verträge sind nach Zivilrecht allesamt unwirksam. Auch die Einwilligung als mögliche Grundlage für die Datenverarbeitung kommt nicht in Betracht, denn Kinder können die Bedeutung und Tragweite ihrer Erklärungen in den AGB der Netzbetreiber nicht überblicken. Netzwerkbetreibern - so Wagner - ist der wirtschaftliche Vorteil eindeutig wichtiger als das Wohl der Kinder.
Die KIM-Studie belege, wie wichtig es ist, Kinder so früh wie möglich über die Risiken und Gefahren der Internetnutzung aufzuklären; hier müsse spätestens im Grundschulbereich angesetzt werden. Der sorgsame Umgang mit den eigenen Daten und den Daten anderer müsse nachhaltig in der Erziehung und Bildung der Kinder verankert werden. Dies sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
- Die Netzbetreiber haben daher durch den Einsatz von Altersverifikationssystemen sicherzustellen, dass das Mindestalter beachtet wird. Hierauf haben die Aufsichtsbehörden auf Anregung des rheinland-pfälzischen _LfD bereits im vergangenen Jahr hingewiesen.
- In der Schule und im Elternhaus muss den Kindern verdeutlicht werden, dass Netzwerke wie facebook, WKW und schülerVZ für Kinder nicht geeignet sind.
- Der Staat muss nicht-kommerzielle Alternativen speziell für Kinder entweder selbst zur Verfügung stellen oder solche Angebote besonders unterstützen und fördern.
Die sozialen Netzwerke gelten für viele immer noch als der 'wilde Westen des 21. Jahrhunderts'. Wenn wir uns schon gegen Google Street View zur Wehr setzen, müssen wir erst recht dafür sorgen, dass unsere Kinder in den sozialen Netzwerken nicht als Wirtschaftsobjekte ausgenutzt werden, fasste der rheinland-pfälzische _LfD seine Haltung zur steigenden Zahl von Kindern in Netzwerken zusammen.
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weitere Informationen:
- KIM-Studie 2010 - Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest (MPFS)