Die Indexierung der Welt. Macht und Einfluss einer digitalen Weltmacht. Verleihung des Wissenschaftspreises 2014 steht im Zeichen von Google und Snowden

- Pressemitteilung vom 16. September 2014

Zum fünften Mal hat der rheinland-pfälzische Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Edgar Wagner, gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur den Datenschutzpreis verliehen, der für herausragende wissenschaftliche Arbeiten im Bereich des Datenschutzes vergeben wird.

Der Preis geht in diesem Jahr an Frau Dominique Facciorusso für ihre an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erstellte Bachelorarbeit Google - The World Brain. Was passiert, wenn die ganze Welt zum Index wird. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen die Google-Suchmaschine und die Ambivalenz der von Google angebotenen sonstigen Dienste sowie deren individuelle und gesellschaftliche Konsequenzen.

Die Arbeit wurde - so Wagner - ausgezeichnet, weil sie eine profunde Beschreibung von Google und seiner Suchmaschine darstelle, weil sie zeige, dass man sich mit Google auseinandersetzen müsse, wenn man das Unternehmen verstehen wolle und weil eine solche Auseinandersetzung - bei aller Würdigung der Google-Vorteile - auch eine kritische Distanz zu diesem Unternehmen nahelege.

In ihrem Vortrag anlässlich der Preisverleihung hatte Frau Prof. Stark von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz die Ergebnisse einer Studie über die Google-Suchmaschine vorgestellt. Danach glauben die Google-Nutzer zwar zu wissen, wie die Suchmaschine funktioniere, tatsächlich sei ihr Wissen aber äußerst defizitär.

 

 

Wagner wies im Verlaufe der Preisverleihung darauf hin, dass auch zu wenig bekannt sei, dass Google derzeit mit einem Milliarden-Aufwand an intelligenten Systemen und sog. Künstlicher Intelligenz arbeite, um seine gigantischen Datenmassen besser analysieren zu können.

Während renommierte Forscher in Deutschland wie Prof. Rojas von der FU Berlin wegen ungelöster ethischer Fragen ein Moratorium bei der Weiterentwicklung Künstlicher Intelligenz fordern und Unternehmer wie Yvonne Hofstetter eine Treuhandstelle für Algorithmen verlangen, würde in Mountain View, dem Firmensitz von Google, die digitale Aufrüstung in allen Bereichen ungebremst fortgesetzt.

Während wir noch nach Antworten auf die Fragen unserer digitalen Gegenwart suchen, stellen sich schon die Fragen unserer digitalen Zukunft. Sie sind noch drängender, noch existentieller und noch schicksalhafter als alles, womit wir uns derzeit befassen. Es ist kaum zu verantworten, dass man auch in diesen Fragen Google offenbar grenzenlos vertraut.

Unter dem Titel Aufklärung im Interesse der Freiheit veröffentlichte der Landesbeauftragte im Rahmen der Preisverleihung eine Erklärung, mit der die Verdienste des Whistleblowers Edward Snowden gewürdigt werden. Ihm sei es zu verdanken, dass in Staat und Gesellschaft hierzulande und weltweit eine breite und intensive Diskussion über notwendige Strategien gegen eine alltägliche und globale Überwachung in Gang gekommen sei.

Dies hat das Datenschutzbewusstsein geschärft und die digitale Welt verändert. Dafür gebühren ihm Respekt und Anerkennung, so Wagner, der zugleich den Mut und die Zivil-courage Snowdens hervorhob. Mut sei - wie wir seit der Antike wüßten - das Geheimnis der Freiheit. Dies habe Edward Snowden auf eindrucksvolle und lehrreiche Weise bestätigt.

Es verdient - so Wagner - festgehalten und gewürdigt zu werden, dass Edward Snowden mit den Mitteln des zivilen Ungehorsams und der Aufklärung dafür streitet, dass auch im digitalen Zeitalter die Menschenwürde und die Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger eine Begrenzung staatlicher und wirtschaftlicher Macht gebieten.

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weitere Informationen

  • Rede des Landesbeauftragten - "Von der Suchmaschine zur digitalen Weltmacht - das Google-Universum"
  • Erklärung des Landesbeauftragten - "Aufklärung im Interesse der Freiheit - Zu den Verdiensten Edward Snowdens"
  • Wissenschaftspreis 2014
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