Anfang des Monats ist bekannt geworden, dass Facebook im Jahr 2012 fast 700.000 (englischsprachige) Nutzerinnen und Nutzer bewusst dadurch manipuliert hat, dass es seine Nachrichten nach den Kriterien positiv und negativ ausgewählt und gesteuert hat. Ziel war es, herauszufinden, ob durch eine solche Selektion die Reaktionen der Nutzerinnen und Nutzer beeinflusst werden können, ob also die Posts der Nutzerinnen und Nutzer in Reaktion auf die Auswahl der ihnen zugesandten Nachrichten ebenfalls eher negativ oder positiv ausfallen. Dies erinnert an Experimente von Verhaltensforschern mit Laborratten.
Bemerkenswert an diesem Vorgehen von Facebook sind mehrere Punkte:
- Facebook sieht es als sein selbstverständliches Recht an, den Nachrichtenstrom, den es an seine Nutzerinnen und Nutzer leitet, an seinen Bedürfnissen auszurichten. Ein Recht der Nutzerinnen und Nutzer auf (möglichst) objektive und umfassende Information wird nicht anerkannt.
- Es ist ein wichtiges Ziel von Facebook, in das es in nennenswertem Umfang Mittel investiert, herauszufinden, wie seine Nutzerinnen und Nutzer manipuliert werden können. Darin liegt der eigentliche Skandal: Nutzerinnen und Nutzer werden nicht als Individuen mit eigenen Rechten betrachtet, sondern als Masse, die Facebook nach Kräften so steuern darf, wie es in sein Geschäftsmodell und in seine Interessen passt. Bei der monopolähnlichen Stellung von Facebook mit fast einer Milliarde Nutzerinnen und Nutzern ist eine solche Haltung besonders gefährlich.
Dessen sollten sich alle diejenigen bewusst sein, die Facebook einsetzen und nutzen. Facebook ist kein neutraler Dienstleister, der nur den Austausch von Informationen zwischen seinen Nutzerinnen und Nutzern erleichtern und ihnen so das Leben bequemer machen will. Facebook ist ein Unternehmen, das vor der gezielten Beeinflussung der Nachrichten nicht zurückschreckt.