... vom richtigen Umgang mit der Privatsphäre

- Pressemitteilung vom 13. April 2012

Der rheinland-pfälzische Landesbeauftragte für den Datenschutz, Edgar Wagner, hat die Berichterstattung über den Versuch des SPD-Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel, seine Privatsphäre zu wahren, zum Anlass für folgende Anmerkungen genommen:

Die Entwicklung der Medien - von den Schriftmedien über die elektronischen bis zu den digitalen Medien - hat dazu beigetragen, dass Privates zunehmend der Öffentlichkeit preisgegeben wird, sodass sich auch die Grenzen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit zulasten des Privaten verschieben:

Eine solche Grenzverschiebung ist an sich nichts Ungewöhnliches. Denn was öffentlich und was privat sein soll, wird in freiheitlichen Gesellschaften immer wieder neu ausgehandelt. Ungewöhnlich ist allerdings das Ausmaß, in dem seit einiger Zeit das Private zum Gegenstand des Öffentlichen gemacht wird. Man kann durchaus den Eindruck gewinnen als schmelze das Private genauso dahin, wie die Gletscher in den Alpen. Eine solche Entwicklung ist problematisch.

Denn zu einer humanen Gesellschaft gehören nicht nur Öffentlichkeit, Offenheit und Transparenz, sondern auch Privatheit, Diskretion und Geheimnisse, auch Tabus. Das eine setzt das andere voraus und ist ohne dieses nicht möglich.

Je größer aber die gesellschaftliche Tendenz zur Öffentlichkeit wird, desto notwendiger ist es auch, dass sich Bürgerinnen und Bürger mit Nachdruck gegen solche Entwicklungen zur Wehr setzen.

Deswegen ist es auch aus der Sicht von Datenschützern so sehr zu begrüßen, das es unter den Personen des öffentlichen Lebens Beispiele gibt, die ihre Privatsphäre hüten und pflegen und dem öffentlichen Blick vorenthalten. In einer Gesellschaft, in der Transparenz als Wert an sich angesehen und deshalb - selbstredend im offenen Brief - gefordert wird, der SPD-Vorsitzende solle das Leitbild einer partnerschaftlichen Familie öffentlich vorleben, ist es notwendig, Grenzen zu ziehen und das Private eben nicht, auch nicht politisch, zu vermarkten. So gesehen ist die Haltung Gabriels - wir wollen uns die Definition dessen, was wir für uns für privat halten, nicht von anderen abnehmen lassen - beispielgebend.

In Zeiten von Facebook, Google & Co. brauchen wir nicht noch mehr mediale Exhibitionisten. Wir brauchen Vorbilder der persönlichen und privaten Diskretion. Mir ist, so Wagner, jedenfalls ein Parteivorsitzender, der sein Kind nicht bei Facebook präsentiert, lieber als der Vorsitzende, der es in neugierige Kameras hält.

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