10 Jahre Facebook: (K)ein Grund zu feiern

- Pressemitteilung vom 4. Februar 2014

Am heutigen Tage jährt sich zum 10. Mal der Tag, an dem Mark Zuckerberg erstmals sein Facebook-Portal an der Harvard-Universität in Boston freischaltete. Ursprünglich hatte Facebook als eine Webseite begonnen, auf der Studenten das Aussehen von Studentinnen bewerten sollten. Ob die dort zur Schau gestellten damit überhaupt einverstanden waren, hatte Mark Zuckerberg damals schon nicht gefragt.

Facebook hat seitdem neue Maßstäbe gesetzt, was die Vernetzung in sozialen Medien, die Präsentation eines eigenen Profils und die unbegrenzte Kommunikation angeht. Auch wirtschaftlich gesehen ist Facebook mittlerweile mit seinen 1,2 Milliarden Nutzern, davon ca. 23 Millionen in Deutschland, ein gigantischer Erfolg.

Überschattet wird dieser wirtschaftliche Erfolg allerdings von Protesten, Klagen und Gerichtsprozessen gegen Facebooks unsensiblen Umgang mit Nutzerdaten. Die Bedenken der Datenschützer sind nicht neu: Es beginnt bei intransparenten und unpräzisen Allgemeinen Geschäftsbedingungen mit überraschenden und unangemessenen Regelungen und endet bei der methodischen Ausbeutung der Privatsphäre. So werden die Nutzer vor der Freischaltung neuer und persönlichkeitsrechtlich problematischer Angebote wie der Chronik oder Graph Search nur höchst unzureichend informiert. Gleichzeitig werden sie hinsichtlich ihrer persönlichen Daten enteignet, etwa wenn sie Bilder oder Texte bei Facebook posten.

In der Kritik der Datenschützer stehen insbesondere die ungebremste wirtschaftliche Verwertung von Nutzungsdaten, Voreinstellungen, die den Schutz der Privatsphäre eher erschweren denn ermöglichen und die mangelhaften Möglichkeiten der Nutzerinnen und Nutzer, ihre Ansprüche auf Auskunft oder Löschung durchzusetzen.

Seit der NSA-Affäre ist zudem die Datensicherheit bei allen US-amerikanischen Anbietern in Frage gestellt. Facebook und sein Datenschatz sind demnach ein beliebtes Ziel für Sicherheitsbehörden aller Art. Im Zentrum der Kritik des LfDI Rheinland-Pfalz stand immer der unzureichende Minderjährigenschutz bei Facebook. Kindern und Jugendlichen wird nach wie vor nicht in angemessener Weise deutlich gemacht, welche Risiken mit der Nutzung dieses sozialen Netzwerks verbunden sind, und dass sich Folgen möglicherweise erst in Jahren zeigen.

In letzter Zeit mehren sich allerdings die Anzeichen dafür, dass der Monopolist Facebook bei der wirtschaftlichen Ausbeutung seiner User zu weit gegangen ist. Viele Nutzer sind nicht nur von der Penetranz genervt, mit der Facebook sie verfolgt, sie fürchten sich auch vor negativen Postings unangenehmer Zeitgenossen bis hin zu Mobbing. Immer mehr stehen der Verwurstung ihres Privatlebens mittlerweile skeptisch gegenüber. Sie steigen auf weniger aggressive Anbieter wie WhatsApp (für Textnachrichten) oder Snapchat (für Fotos, die sich innerhalb weniger Sekunden selbst löschen) um. Auch in Deutschland ist die Zahl der aktiven Nutzer zwischenzeitlich rückläufig, das Durchschnittsalter der Nutzer liegt mittlerweile bei über 30 Jahren.

Licht und Schatten also beim Geburtstagskind. Über ein Geburtstagsgeschenk müssen die User jedenfalls nicht nachdenken: Der Marktwert von 150 Milliarden Dollar beruht nicht auf der innovativen Idee von Herrn Zuckerberg oder dem Wert der von ihm eingesetzten technischen Geräte; das ist vielmehr der wirtschaftliche Gegenwert der persönlichen Daten, mit denen wir Facebook gefüttert haben. Die kommerzielle Verwertung unserer privaten Daten wird Facebook möglicherweise überdauern.

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