Macht der Algorithmen - Macht ohne Kontrolle?

- Pressemitteilung vom 12. Mai 2015

Die wachsende Bedeutung automatisierter Entscheidungsprozesse und deren wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen standen am 11. Mai 2015 im Mittelpunkt einer gemeinsamen Veranstaltung des Landesdatenschutzbeauftragten und des Ministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz.

Bei der Informationssuche im Internet, beim Online-Kauf, bei Bonitätsbewertungen oder beim Hochfrequenzhandel an Börsen beeinflussen Entscheidungsprozesse, die auf Algorithmen gestützt sind, Angebot, Bewertung und Auswahl. Hinter vielen Situationen der digitalen Lebenswelt stehen intelligente und autonom entscheidende Systeme, ohne dass die Nutzerinnen und Nutzer dies immer erkennen können. Die fehlende Transparenz lässt eine Überprüfung solcher Entscheidungen oftmals nicht zu. Das betonte auch Verbraucherschutzminister Prof. Dr. Gerhard Robbers in seiner Begrüßung:

Wir müssen mehr Transparenz ins Internet bringen. Durch massenhaftes Sammeln und Verarbeiten von Daten werden Verbraucherinnen und Verbraucher unfreiwillig mit persönlich gefilterten Informationen und Werbung versorgt. Preise werden individuell ausgerichtet. Welche Konsequenzen hieraus resultieren, rückt erst allmählich ins Bewusstsein, so Robbers. Algorithmen sind ursprünglich nichts anderes als Berechnungsverfahren. Inzwischen bestehen sie meist aus vielen aufeinanderfolgenden Berechnungsschritten. Damit sind Algorithmen heute hochkomplexe mathematische Formeln, denen mit dem Wissen aus Schulzeiten nicht beizukommen ist. Nur wenn wir uns damit auseinandersetzen, können wir Chancen und Risiken neuer Technologien erkennen.

In einführenden Vorträgen stellten Yvonne Hofstetter, Technologie-Unternehmerin und Buchautorin und Prof. Dr. Dieter Dörr, Medienrechtler und Direktor des Mainzer Medieninstituts, dar, welche Bedeutung Algorithmen und intelligente Systeme heute bereits haben. Die Dynamik der Veränderungsprozesse zeige die Notwendigkeit, die Vertrauenswürdigkeit von Algorithmen zu kontrollieren. Am Beispiel der Google-Suchmaschine wurde der drohende Verlust der Meinungsvielfalt deutlich und die Notwendigkeit, diese für einen demokratischen Rechtsstaat unverzichtbare Voraussetzung durch entsprechende Regelungen zu schützen.

In einer engagierten Podiumsdiskussion betrachteten die Teilnehmer die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Entwicklung. Der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Edgar Wagner, plädierte für eine neue Aufsichtsbehörde, der die Kontrolle dieser Prozesse übertragen werden müsse. Außerdem sei eine gesellschaftliche Debatte über das Risikopotential erforderlich, das dieser Entwicklung innewohne. Deshalb müssten sich auch die Schulen intensiver mit Algorithmen, der neuen Weltsprache, beschäftigen, gegebenenfalls auch im Mathematikunterricht. Und noch ein Weiteres, so Wagner, sei vonnöten: Wir brauchen eine Ethik für Algorithmen, um die Menschenwürde in der digitalen Gesellschaft zu bewahren.

 

Im Rahmen des Projekts #watch22 in führt der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit in der Zeit vom 8. Mai 2015 bis 7. Juni 2015 eine Reihe von Veranstaltungen zum Datenschutz in der Digitalen Welt durch.

---

weitere Informationen

Zurück